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Der große Kevin ganz klein

Ist Kevin Kühnert ein vielversprechender Nachwuchspolitiker? Was hat er bislang gestemmt? Welche brillanten Lösungsvorschläge für dringliche Probleme waren von ihm zu vernehmen? Die Antworten lauten: Nein. Nichts. Keine.

Als er wenige Tage vor dem russischen Überfall auf die Ukraine mit Gabriele Krone-Schmalz bei „Markus Lanz“ saß, verklärte er noch wortreich Putins Praxis, russische Pässe an Ukrainer im Donbass zu vergeben, die dann nicht anders könnten, als sie anzunehmen. Von Kritik, Distanz, gar Durchblick bei Kühnert keine Spur! Das ist aber die Voraussetzung dafür, dass ein Politiker weiß, was gegebenenfalls zu tun wäre. Kühnert hat im „Spiegel“ im Oktober 2020, nachdem gerade der Lehrer Samuel Paty von einem Islamisten enthauptet und in Dresden ein schwules Paar von einem Islamisten angegriffen und einer der beiden Männer tödlich verletzt worden war – Anfang November sollte außerdem in einem der Ausgehviertel der Wiener Innenstadt ein Islamist zwei Frauen und zwei Männer erschießen –  ebenfalls wortreich die Linke für ihr Schweigen zum Islamismus gerügt. https://www.spiegel.de/politik/deutschland/kevin-kuehnert-ueber-islamismus-die-politische-linke-sollte-ihr-schweigen-beenden-a-5133948b-bac7-490a-a56a-a42d87a62532 Abgesehen davon, dass das ein bisschen unverschämt gegenüber (teils ehemaligen) Parteifreunden wie Lale Akgün, Sigrid Herrmann-Marschall und Erol Özcaraca war, die, ganz anders als er, ihre Kritik am Islamismus und dem Verhalten der Linken immer schon laut äußerten, bleibt die Frage: Was hat Kühnert seit seinem „Spiegel“-Artikel getan, gar erreicht? Ist Kühnert seiner Parteifreundin Nancy Faeser auf die Füße getreten, als sie ihren Schwerpunkt einseitig auf den „Kampf gegen rechts“ und die Förderung der Islamverbände legte, den Expertenkreis zum politischen Islam auflöste und den zahlreichen Messerangriffen unter Allahu Akbar-Rufen auf X (vormals Twitter) zwar Beachtung, aber keine darüber hinausgehende Aufmerksamkeit schenkte? Wie erklärt der Berliner Kühnert, dass sich in der Zeit, in der er parteipolitisch aktiver wurde und das Geschehen ganz dicht hätte verfolgen, problematisieren und kritisieren können, propalästinensische Demonstrationen in Berliner Stadtbezirken wie Neukölln, Wedding oder Kreuzberg vervielfachten und der islamische Antisemitismus aufging wie Hefeteig, ohne dass Kühnert darüber auch nur ein Wort verloren hätte?

Vor zwei Tagen saß Kühnert wieder mal bei „Markus Lanz“ und tat das, was er am besten kann: sich im rechten Moment ins rechte Licht setzen. Und was er dabei verlauten ließ, ist zwar richtig, aber in den letzten Tagen (und teils auch Jahren) bereits von anderen gesagt worden. Das ist völlig okay, weil es nicht oft genug wiederholt werden kann: „kein „Ja, aber“, das jede proisraelische Äußerung umgehend relativiert, kein Liebesentzug, wenn die zu erwartenden Operationen der israelischen Armee im Gaza-Streifen hässliche Bilder produzieren etc.pp. Doch als kluger, weitsichtiger und eigenständiger Kopf, der, wie er spricht auch handelt, geht man auf diese Weise nicht durch.

Erst recht nicht, wenn man die terroristische Volksfront zur Befreiung Palästinas (PFLP) nicht kennt, aber über sie spricht, weil ihr Netzwerk Samidoun am Samstag in Neukölln durch die Verteilung von Süßigkeiten zur Feier des Pogroms an Juden im Süden Israels auffällig geworden ist. Anders als Kühnert nahelegte, ist es Jacke wie Hose, wie viele Leute das Netzwerk umfasst, weil der Boden, auf dem es wirksam wird, seit über fünfzehn Jahren bereitet ist und gut gedüngt wird. Allein schon die von den Muslimbrüdern – die Hamas ist ihr palästinensischer Ableger – geförderte Neuköllner Begegnungsstätte mit ihrer Moschee und ihrem dubiosen Imam Sabri, die von vielen Palästinensern besucht wird, dürfte neben der Al-Nur-Moschee ein reiches Betätigungsfeld für palästinasolidarische Antisemiten darstellen, egal, ob sie Islamisten oder säkular sind.

Zumal sich in der 1967 gegründeten PFLP ohnehin Palästinenser christlicher Herkunft sammeln, die zur Religion des Marxismus-Leninismus konvertiert sind. Ihr Gründer war der 2008 verstorbene Kinderarzt George Habasch. Und ihr Postergirl die Terroristin Leila Chaled, die im August 1969 mit einer Flugzeugentführung nach Damaskus erstmals international auf sich aufmerksam machte. Zur PFLP ging sie, weil die Fatah sie nicht kämpfen lassen wollte, da sich das aus islamischer Sicht für eine Frau nicht schickt. Viele der PLO-Terroristinnen kamen aus einem christlichen Elternhaus. 1976 entführten die Terroristen der PFLP gemeinsam mit zwei deutschen Linksterroristen der Roten Zellen ein Flugzeug nach Entebbe und unterteilten die Fluggäste in Juden und Nichtjuden. Eine israelische Antiterroreinheit befreite schließlich fast alle Geiseln und erschoss die Terroristen. Die Geisel Dora Bloch, die während der Geiselhaft in ein Krankenhaus gebracht worden war, wurde von den Schergen des ugandischen Diktators Idi Amin ermordet. 1977 entführten PFLP-Terroristen die Lufthansa-Maschine „Landshut“, um in israelischen Gefängnissen einsitzende palästinensische Terrorkumpane und die in Stammheim einsitzenden RAF-Terroristen Andreas Bader, Gudrun Ensslin, Jan Carl Raspe u. a. freizupressen. Die deutsche GSG 9 erstürmte die Maschine in Mogadischu und befreite die Geiseln. Der Flugkapitän Jürgen Schumann war bei einer Zwischenlandung in Aden (Jemen) vom Anführer der Terroristen ermordet worden. Im Oktober 2001 ermordeten PFLP-Terroristen den israelischen Tourismusminister Rechawam Ze’ewi. Im November 2014 ermordeten PFLP-Terroristen in einer Jerusalemer Synagoge mit Messern, Äxten und Pistolen vier Rabbiner und einen Polizisten. Das ist natürlich eine unvollständige Aufzählung der Großtaten der PFLP, die übrigens im palästinensischen Nationalrat sitzt, womit sich der Kreis zu Mahmud Abbas schließt. Das ist alles wikipedia-Wissen, das sich Kevin Kühnert auf der Fahrt zu Markus Lanz hätte aneignen können.

Will man solche schwatzenden, selbstverliebten und gefallsüchtigen Faulpelze wie Kevin Kühnert zu Politikern haben? Eher nicht!