Kürzlich wurde die Mohrenstraße in Berlin-Mitte nach Anton Wilhelm Amo (1703 – nach 1753) umbenannt. Amo war Schwarzafrikaner aus dem heutigen Ghana. 1707 nahmen ihn die Herzöge von Braunschweig-Wolfenbüttel auf. Seine Gönner ermöglichten ihm eine Universitätsausbildung einschließlich einer Promotion und Habilitation in Halle und Wittenberg. Laut wikipedia genoss er während seines Aufenthalts die Förderung mehrerer Gelehrter. Später kehrte Amo nach Ghana zurück. Anfeindungen scheint er in Deutschland nicht erlebt zu haben. Vor allem kam er wahrscheinlich nicht als Sklave an den Hof der Herzöge. Dieser Tage hat der Historiker Michael Zeuske seine Rechercheergebnisse publiziert, wonach Amos‘ Familie zur schwarzafrikanischen Elite gehörte (https://www.berliner-zeitung.de/mensch-metropole/mohrenstrasse-exklusiv-historikerfund-wirft-zweifel-an-umbenennung-auf-li.2359647). Vermutlich hatte ihn seine Mutter 1704 als vierjähriges Kind zur Ausbildung nach Amsterdam geschickt. Ein im Westen bislang selten diskutiertes historisches Faktum sind die innerafrikanischen Versklavungen, die Sklavenjagden und der Sklavenhandel zwischen und innerhalb der schwarzafrikanischen Ethnien. Amos‘ Familie gehörte nicht nur einer solchen Versklaverethnie an – daneben wären die Aschanti und das Königreich Dahomay zu nennen, die um 1900 im wilhelminischen Kaiserreich in Völkerschauen zu sehen waren -, sondern auch zu jener Oberschicht, die in den Sklavenhandel verstrickt gewesen ist.
Über Amo hatten bislang mit erheblichem spekulativen Aufwand der Potsdamer Romanist Ottmar Ette, NGOs und Kulturmanager wie Bonaventure Soh Bejeng Ndikung gearbeitet, die ihn maßlos überhöhen, um ihrem eigenen Spintisieren mehr Gewicht zu geben. Anders als Zeuske sind sie weder Historiker noch auf das Thema Sklaverei spezialisiert. Und um die Lebensqualität von Amo einschätzen zu können, muss man seinen Status und seine materiellen Lebensumstände mit jener der übrigen Bevölkerung im Herzogtum vergleichen, besonders jener Leute, die in einem direkten Dienstverhältnis zum Herzog standen. In der deutschen Ständegesellschaft des 18. Jahrhunderts gab es immerhin noch die Leibeigenschaft. Aus Amo auf Biegen und Brechen das schwarze Opfer weißer Täter zu machen, wie das bei den oben genannten geschieht, ist eben nicht nur einfach furchtbar unterkomplex, weil es die Hautfarbe zum zentralen Faktor für alle übrigen Einordnungen macht, was eine besondere Obsession verrät, sondern verzerrt die gesamte Konstellation ideologisch entsprechend der aktuellen Identitätspolitik oder wokeness und hat mit historisch-kritischer Analyse nicht das Geringste zu schaffen. Dabei bieten sich Amos Person und Geschichte einer faktenbasierten Auseinandersetzung und öffentlichen Debatte an, gerade weil er mit hoher Wahrscheinlichkeit selbst nicht in die schwarzafrikanische Versklavungspraxis eingebunden gewesen ist.
In den Nullerjahren gab es bei Arte noch Fernsehdokumentationen zum innerafrikanischen und arabischen Sklavenhandel (https://www.youtube.com/watch?v=kIR9ZJcjNjQ) und Bücher wie Egon Flaigs „Weltgeschichte der Sklaverei“ von 2009, die sich allerdings damals schon dem Vorwurf des Rassismus und der „Islamophobie“ ausgesetzt sahen, weil sich postkoloniale Theorien an den Universitäten in Deutschland zu etablieren begonnen hatten, die geflissentlich über die bereits existierende jahrzehntelange Auseinandersetzung mit dem deutschen und europäischen Kolonialismus hinwegsahen, weil sie von „weißen“ Europäern betrieben wurde. Flaig und der oben genannte Michael Zeuske sind emeritierte Professoren. Vorträge wie jenen über die Abschaffung der Sklaverei von Flaig dürften Studenten im akademischen Lehrbetrieb heute nicht mehr zu hören bekommen (https://www.youtube.com/watch?v=Pe-Gn1nOV4A). Wie viele andere wird Flaig von seinen Professorenkollegen nicht mehr eingeladen oder aber auf Betreiben des übrigen Lehrkörpers und linker Studenten kurzfristig gecancelt. Seit fast zwanzig Jahren herrschen nun schon Ignoranz und eine geradezu grotesk verzerrende Geschichtsklitterei, die man fake history nennen kann. Das betrifft die Medien und das gesamte akademische Milieu. Matthias Brodkorbs kürzlich erschienenes Buch über „Postkoloniale Mythen“ hätte im akademischen Betrieb nicht geschrieben und veröffentlicht werden können, weil ein Professor oder Dozent dafür keine Fördergelder erhalten hätte, die Thesen und Befunde kein peer-review-Verfahren passiert hätten und Kollegen vermutlich schon im Vorfeld lautstark gegen die im Buch vertretenen Positionen mobil gemacht hätten (https://www.youtube.com/watch?v=atBQ4G6GArw; https://www.youtube.com/watch?v=kgMyC3d_-zI). Dass Brodkorbs Studie über den desaströsen Zustand in den Völkerkundemuseen in Deutschland und Österreich ist neben den Büchern von Susanne Schröter aber auch ein weiterer kleiner Baustein, der das verzerrte linksgrüne Weltbild zum Einsturz bringen, der Identitätspolitik an den Universitäten ein Ende setzen und eine Wiederbesinnung auf empirische Forschung entlang historischer und aktueller Fakten einleiten kann.
Was wäre gewonnen? Das Ende des multikulturalistischen, schwarz-weißen Gruppendenkens wird zur Verabschiedung des Kollektivismus und zur Wiedereinsetzung des Individuums als entscheidendem Faktor in der westlichen Welt führen. In Deutschland könnte man endlich damit beginnen, Schwarze und Muslime nicht mehr kontrafaktisch als Unterdrückte und Weiße und Christen nicht mehr als Unterdrücker wahrzunehmen. Ehemalige deutsche Botschafter in afrikanischen und arabischen Staaten, hier lebende Schwarze und Muslime, empirisch arbeitende Wissenschaftler wie Schröter, Flaig oder Zeuske und Publizisten wie Brodkorb könnten öffentlich über koloniale und sklavistische Vergangenheit und die westliche Gegenwart debattieren. Theoretisch wäre das Haus der Kulturen der Welt genau die richtige Bühne dafür. Wenn nicht ausgerechnet sein aktueller Leiter, Bonaventure Soh Bejeng Ndikung, ein beinharter Verfechter postkolonialer Theorie und Aktivist der Identitätspolitik wäre. Laut Monika Grütters, ehemalige christdemokratische Kulturstaatssekretärin, die ihn eingestellt hatte, soll er das beste Konzept für das staatlich geförderte Haus gehabt haben. Wenn man sich allerdings ansieht, was er dort heute veranstaltet, kann genau das nicht das Gelbe vom Ei gewesen sein. Kommende Woche treibt im Haus der Kulturen der Welt der linksgrün-woke Kulturkämpfer Jan Böhmermann sein Unwesen. Böhmermann hat immer wieder mit antisemitischen Sprüchen, mit bösartigen Verleumdungskampagnen gegen den damaligen BSI-Chef Arne Schönbohm, der daraufhin seinen Job verlor, und die Biologie-Doktorandin Marie-Luise Vollbrecht, die daraufhin tätlich attackiert wurde, sowie Gewaltaufrufen („Nazis keulen“) auf sich aufmerksam gemacht. Wolfram Weimer hat es in der Hand, das Haus der Kulturen der Welt wieder für qualifizierte Diskussionen und niveauvolle Veranstaltungen zu öffnen. Mit oder ohne Ndikung.
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