Am 18. Oktober 1977 befreite die GSG 9, die bundesdeutsche Grenzschutzgruppe, im somalischen Mogadischu die Geiseln im Lufthansa-Flugzeug „Landshut“ von ihren mit Plastiksprengstoff, Pistolen und Handgranaten bewaffneten Entführern, vier arabisch-palästinensischen Terroristen, die der Volksfront zur Befreiung Palästinas (PLFP) angehörten. Nach fünf Tagen Folter und Todesangst. Die Entführung war Teil des sogenannten Deutschen Herbsts, der mit der mörderischen Entführung des Arbeitgeberpräsidenten Hanns Martin Schleyer begonnen hatte, die fünf seiner Personenschützer einschließlich des Fahrers das Leben gekostet hatte. Die linksextreme Terrorgruppe „Rote Armee Fraktion“ wollte mit der Schleyer-Entführung die noch lebende, in Stammheim einsitzende RAF-Führungsriege Baader, Ensslin et al freipressen und drohte mit der Ermordung des Arbeitgeberpräsidenten, falls ihren Forderungen nicht stattgegeben würde. Bundeskanzler Helmut Schmidt ließ sich darauf nicht ein. Mit der „Landshut“-Entführung am 13. Oktober wollte das aus zwei Männern und zwei Frauen bestehende Entführungskommando, das sich „Märtyrerin Halima“ und ihr Anführer „Kapitän Märtyrer Mahmud“ nannte, sollte der RAF-Forderung Nachdruck verleihen und zusätzlich palästinensische Häftlinge aus israelischer Haft freipressen, so, wie fast alle vorangegangenen palästinensischen Terroranschläge in Gestalt wiederholter Flugzeugentführungen, das Münchner Massaker an der israelischen Olympia-Mannschaft im September 1972 und die Entführung der Air France Maschine durch die Roten Zellen und die PFLP Ende Juni 1976 das getan hatten. „Märtyrerin Halima“ nannten die Palästinenser Brigitte Kuhlmann und „Märtyrer Mahmud“ Wilfried Böse von den „Roten Zellen“, die gemeinsam mit sechs Palästinensern zum Entführungskommando der Air France Maschine gehört hatten, und in einer beispielhaften Geiselbefreiungsaktion der israelischen Verteidigungsstreitkräfte und des Mossad auf dem ugandischen Flughafen Entebbe erschossen worden waren. Wilfried Böse und Brigitte Kuhlmann hatten die Fluggäste zuvor in Juden und Nichtjuden, in Israelis und Nichtisraelis selektiert. Ein Auschwitz-Überlebender unter den Fluggästen, der Böse seine eintätowierte Nummer zeigte, hatte sie darauf hingewiesen, dass sie dasselbe taten wie ihre Väter.Sie entgegneten, dass sie aufrechte Antifaschisten wären, die in Deutschland die Nazis bekämpfen würden. Ähnlichkeiten zu heute lebenden Antifaschisten und Nazi-Gegnern sind selbstverständlich rein zufällig.
Kapitän Märtyrer Mahmud suchte 1977 unter den Fluggästen der entführten „Landshut“ gezielt nach Juden. Die Mutter eines zehnjährigen Jungen, der mit an Bord war, sollte erschossen werden, weil das Markenzeichen des sechseckigen Sterns auf ihrem Montblanc-Füllfederhalter laut Kapitän Mahmud ein „Judenstern“ wäre, der sie als Jüdin ausweisen würde. Gleiches widerfuhr dem Copiloten, auf dessen Junghans-Armbanduhr ebenfalls das Markenzeichen eines sechseckigen Sterns eingeprägt war. Die Entführer hatten es auf Juden abgesehen, nicht nur auf Zionisten und Israelis. Die Flugbegleiterin Gabriele von Lutzau (geb. Dillmann) schützte eine Jüdin unter den Fluggästen dadurch, dass sie ihr das Vaterunser beibrachte und empfahl, sich als Katholikin auszugeben, die in Jerusalem regelmäßig katholische Priester besuchen würde, um die vielen israelischen Einreisestempel in ihrem Pass zu erklären, die befürchten ließen, dass Mahmud sie wie Wilfried Böse im Jahr zuvor sofort selektieren und vermutlich erschießen würde. Die 19-jährige Daniela Müll, die Mahmud in Dubai an der Flugzeugtür zu erschießen drohte, falls das Flugzeug nicht aufgetankt würde, kam knapp mit dem Leben davon. In Aden ermordete Mahmud mit einem Kopfschuss kaltblütig den Flugkapitän Jürgen Schumann, weil dieser die Begutachtung der Fahrwerke außerhalb der Maschine genutzt hatte, mit dem Tower über die Freilassung der Fluggäste zu verhandeln. Mahmud und seine Spießgesellin Souhaila Andrawes, die als einzige die Befreiungsaktion der GSG 9 überlebt hatte, verhielten sich nach den übereinstimmenden Berichten der Fluggäste ihnen gegenüber am brutalsten, grausamsten und hasserfülltesten von den vier Terroristen. Beide waren Kinder palästinensischer Flüchtlinge, hatten eine offenbar solide Schulausbildung erhalten und an Universitäten studiert, also sämtliche Voraussetzungen bekommen, ein freies, selbstbestimmtes und finanziell auskömmliches Leben aufzubauen. Um „arme Flüchtlingskinder“ handelte es sich wie bei den meisten der PFLP-Terroristen demnach nicht. Das PFLP-Postergirl Leila Chaled, ebenfalls palästinensische Flugzeugentführerin und Christin wie Andrawes, hatte eine ähnliche Bildungsbiografie vorzuweisen. Auch Edward Said, Literaturprofessor an der New Yorker Columbia University, Verfasser von „Orientalismus“ und „The Question of Palestine“, der neben der Sowjetunion und der PLO die UN-gestützten Propagandalügen und buzz-words der „palästinensischen Sache“ geliefert hatte, war Christ: Israel sei ein Kolonialprojekt und Apartheidstaat, der Zionismus rassistisch und faschistisch, verübe Kriegsverbrechen an Palästinensern wie Vertreibungen und ethnische Säuberungen vor, besetze und stehle palästinensisches Land, begehe sogar Völkermord an Palästinensern. Denn Ostblock-Medien schoben das Massaker libanesischer Milizen unter Elie Hobeika in den palästinensischen Flüchtlingslagern Sabra und Schatila 1982, das eine Antwort auf das Massaker der PLO an libanesischen Zivilisten in Damur gewesen ist, den israelischen Verteidigungsstreitkräften (IDF) in die Schuhe. Das SED-Zentralorgan „Neues Deutschland“ schrieb damals von der „Endlösung der Palästinafrage“, die Israel angeblich betreibe. Dabei verkehrten und verdrehten die Parolen die Fakten in ihr gerades Gegenteil: 1964 war die Palästinensische Befreiungsorganisation (PLO) auf Betreiben der Arabischen Liga, vor allem des ägyptischen Präsidenten Gamel Abdel Nasser und des jordanischen Königs Hussein I. im damals jordanisch besetzten Ostjerusalem gegründet worden. Die arabisch-nationalistische PLO bündelte nach dem Sechstagekrieg 1967 als Dachverband sämtliche arabisch-palästinensischen Gruppen, die sich selbst als „Revolutionäre“, als antiimperialistische und antikoloniale „Widerstands-“ und „Freiheitskämpfer“ verstanden. Jassir Arafats Fatah war die stärkste unter ihnen. Die PFLP gehörte seit Ende 1967 zu ihnen. Untereinander waren sie sich nicht grün, bekämpften einander und ermordeten gelegentlich gegenseitig ihr Führungspersonal. Was sie einte war ihr gemeinsamer Hauptfeind Israel. Durch die Bank verübten sie über ihre militanten Flügel weltweit Terroranschläge. Ihr Hauptziel war die Vernichtung des Staates Israel. Ihr Grundsatzprogramm enthielt bereits die einschlägigen Stichworte und definierte den Zionismus als rassistisch, kolonial-imperialistisch, kriegstreiberisch und als Gefahr für den Weltfrieden, die dann 1974 in Arafats Rede vor der UNO-Generalversammlung und 1975 in der Resolution 3379 gipfelte, die Israel auf eine Stufe mit Südafrika und Rhodesien stellte, 1991 nach dem Kollaps des Ostblocks zurückgenommen wurde, deren Geist und Wortlaut sich aber fest im Denken, Fühlen, Reden und Handeln zahlloser UN-Vertreter, NGOs, Politiker, Journalisten, Wissenschaftler und Künstler bis heute hält, obwohl sie keinerlei empirisch-faktische Basis hatte und hat, sondern Fiktion und Propaganda ist (vgl. https://www.mena-watch.com/fuenfzig-jahre-nach-zionismus-rassismus/).
Die marxistisch-leninistische PFLP wurde von arabisch-palästinensischen Christen wie Wadi Haddad – ein KGB-Spion, der 1978 in einem Ostberliner Krankenhaus starb – und George Habasch ins Leben gerufen. Ihr arabischer Nationalismus verband sie mit Haj Amin al-Husseini, dem Mufti von Jerusalem, Hitler-, Himmler- und Eichmann-Freund. Seinen Antikommunismus teilte sie jedoch ebenso wenig wie seinen religiösen Fundamentalismus. Statt dessen folgte sie dem zeitgenössischen arabischen Sozialismus. Das hinderte die PFLP nicht daran, später unter dem Banner des Antiimperialismus gegen den Westen eng mit der Hamas und dem Palästinensischen Islamischen Dschihad zu kooperieren. Überdies vereint die PFLP und die Islamisten der bewaffnete Kampf, der unbedingte Wille zur Vernichtung Israels und die gemeinsame Ablehnungsfront gegen den Oslo-Prozess von Arafats PLO ab Mitte der 1990er Jahre. Als Vertreterin der arabischen Palästinenser spielt die terroristische PFLP heute kaum noch eine Rolle, auch wenn einige ihrer berühmt-berüchtigten Mitglieder wie Leila Chaled oder Rasmea Odeh nach wie vor europaweit bei Propagandaveranstaltungen gegen Israel auftreten und obwohl die Organisation noch immer Terroranschläge verübt. Das PFLP-Gefangenennetzwerk „Samidoun“, das seit Jahren unzählige antiisraelische Demonstrationen auf deutschen Straßen organisierte, verteilte am 7. Oktober 2023 auf der Sonnenallee in Berlin Neukölln Süßigkeiten zur Feier des Hamas-Massakers im südlichen Israel. Das Bündnis und die enge Partnerschaft zwischen der politischen Linken und Islamisten sind jahrzehntealt. Im Zuge der iranischen Revolution 1979 trat ein solches, für den Westen – sieht man von Judith Butler ab – unverständliches Phänomen erstmals zum Vorschein. Doch erstens gibt es im Islam keine Trennung zwischen Religion und Politik. Zweitens dominieren und überdecken im Zweckbündnis Antisemitismus, Antiimperialismus, Antikapitalismus und bewaffneter Kampf die Unterschiede. Die Tatsache, dass Ajatollah Chomeini Linke nach seiner Machtübernahme sofort inhaftieren, foltern und ermorden ließ, nehmen ihre westlichen Genossen nicht zur Kenntnis. Drittens sind vielen nordamerikanischen und europäischen Linken die eigenen Ressentiments gegen Israel, die Vereinigten Staaten und den Westen insgesamt, kurz, die Trias Antikapitalismus, Antiamerikanismus und – uneingestanden, weil es aus ihrer Sicht angeblich Alleinstellungsmerkmal von Faschismus und Nationalsozialismus wäre – Antisemitismus wichtiger, als historische und aktuelle Fakten.
Dabei ist das Jahr 1970 für Deutschland erhellender als jedes andere: am 10. Februar verübte ein palästinensisches Terrorkommando einen Anschlag auf die israelische Fluggesellschaft El-Al in München-Riem, bei der Arie Katzenstein getötet wurde, als er sich auf eine gezündete Handgranate warf, um die anderen Fluggäste zu schützen. Nur wenige Tage später, am 13. Februar wurde ein Brandanschlag auf das Altenheim der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern in der Reichenbachstraße verübt, bei dem Regina Rivka Becher, Rosa Drucker, Meir Max Blum, Leopold Arie Leib Gimpel, David Jakubowicz, Siegfried Offenbacher und Georg Eljakim Pfau ermordet wurden. Zwei von ihnen hatten die Vernichtungslager überlebt. Bis heute haben die deutschen Behörden die Täter nicht ermittelt, weshalb unklar bleibt, ob es sich um deutsche Links- oder Rechtsextremisten, palästinensische Terroristen oder eine Personalunion von mindestens zwei von ihnen gehandelt hat. Beim Bombenanschlag auf das Jüdische Gemeindehaus in Westberlin drei Monate zuvor, am 9. November 1969, dem Jahrestag der Reichspogromnacht, bei dem es glücklicherweise nicht zu einer Detonation kam, steht die Täterschaft der linksextremen Tupamaros um Dieter Kunzelmann fest. Seit dem Brandanschlag auf die lokale jüdische Gemeinde in München werden jüdische und israelische Einrichtungen bundesweit polizeilich abgesichert. Am 21. Februar verübten palästinensische Terroristen einen Bombenanschlag auf ein Flugzeug der Swiss Air, bei der 47 Menschen ums Leben kamen. Das heißt, allein in diesem einen Monat Februar 1970 starben in Deutschland 55 Menschen, weil arabische Palästinenser und ihre links- und rechtsextremen deutschen Spießgesellen die Welt auf ihr vermeintlich grausames Schicksal aufmerksam machen wollten, das in Wahrheit ungleich komfortabler war, als das all jener Abermillionen Flüchtlinge infolge der beiden Weltkriege in Europa, der um die 800.000 jüdischen Flüchtlinge aus arabischen Staaten nach der Staatsgründung Israels 1948 und erst recht als das von Millionen Flüchtlingen auf dem afrikanischen Kontinent, weil die internationale Gemeinschaft aufgrund der Vererbbarkeit des arabisch-palästinensischen Flüchtlingsstatus für ihre Bildung, Gesundheitsversorgung und Sozialfürsorge bis heute aufkommt.
Ebenfalls 1970 zettelte die PLO den Bürgerkrieg im mehrheitlich von arabischen Palästinensern bewohnten Königreich Jordanien an. Aus den Flüchtlingslagern heraus bekämpften palästinensische Freischärler jordanische Sicherheitsbehörden und das Militär. Im September hatte die PFLP fünf Passagierflugzeuge mit überwiegend westlichen Fluggästen entführt, nahm jüdische und israelische unter ihnen in Geiselhaft und sprengte die leeren Maschinen medienwirksam in die Luft. Jassir Arafat hatte die PFLP-Aktion begrüßt und brüskierte damit König Hussein I., den die PLO nach einem missglückten Attentatsversuch mithilfe syrischer und irakischer Truppen zu stürzen versuchte. Nachdem seine Truppen gesiegt hatten, wies König Hussein die PLO aus dem Land und diesen Vorgang nannten die Palästinenser „schwarzer September“. Arafat und die PLO gingen in den damals noch mehrheitlich von arabischen Christen bewohnten Libanon, wo sie das christliche Mehrheitsverhältnis kippten und sich ab 1975 zunächst mit libanesischen Milizen einen blutigen Bürgerkrieg lieferten, in den die israelischen Verteidigungsstreitkräfte (IDF) nach mehrfachem Beschuss des israelischen Nordens durch die PLO 1982 auf Seiten der Christen eingriff. 1982 flohen Arafat und die PLO weiter nach Tunesien, wo sie bis in die 1990er Jahre ihr Hauptquartier aufschlug. Der palästinensisch-arabische Nationalismus schien endgültig gescheitert. Im Libanon entstand 1982 die vom inzwischen islamistischen Iran initiierte schiitische Hisbollah und wenige Jahre später im Gaza-Streifen die sunnitische Hamas als Zweig der ägyptischen Muslimbrüder, die allerdings unter arabischen Palästinensern seit den Tagen des Großmuftis, vor allem seit den 1940er Jahren aktiv ist. Arafat hatte plötzlich eine islamistische Konkurrenz, die 1988 die erste Intifada, das heißt, einen gewaltsamen, blutigen Aufstand und mörderische Terroranschläge, unter anderem Selbstmordattentat im israelischen Kernland vom Zaun brach. Als der irakische Diktator Saddam Hussein 1991 in Kuwait einmarschierte, stellte sich Arafat an seine Seite, verlor also nicht nur die Unterstützung des kollabierten Ostblocks, sondern auch die der Arabischen Liga. Aus Kuwait sollen nach Arafats Solidarisierung mit Saddam Hussein eine halbe Million arabische Palästinenser ausgewiesen worden sein. Das Destabilisieren arabischer Länder durch palästinensische Flüchtlinge hat eine lange Tradition. Schon Großmufti al-Husseini, der nach dem von den Briten niedergeschlagenen dreijährigen arabischen Aufstand in Palästina 1939 in den damals schon unabhängigen Irak geflohen war, beteiligte sich dort am faschistischen Putsch gegen den König 1941, initiierte den Farhud mit, das Pogrom an den Juden von Bagdad, floh weiter nach Hitlerdeutschland, wo er für die Verbringung von 5000 jüdischen Kindern in die Vernichtungslager sorgte, muslimische SS-Einheiten für den Balkan aufstellte und bis kurz vor Kriegsende 1945 mehr als auskömmlich lebte. Die Franzosen ließen ihn nach Kairo entkommen, von wo aus er gemeinsam mit den Muslimbrüdern den Kampf gegen die jüdischen Einwohner Palästinas fortsetzte, der am 30. November 1947, einen Tag nach Verkündung des UN-Teilungsplans bewaffnet und blutig ausgetragen wurde. Ist es verwunderlich, dass heute außer Katar kein arabisches Land Palästinenser aufzunehmen bereit ist?
Ohne die Sowjetunion und den Ostblock, die Waffen, Logistik, Rückzugsgebiete und Möglichkeiten universitärer Ausbildung bereitstellte, wäre der arabisch-palästinensische Terror ab 1964 nicht möglich gewesen. Über das Münchner Olympia-Attentat auf israelische Sportler 1972 wusste die DDR-Staatssicherheit übrigens im Vorfeld Bescheid und hätte es verhindern können. Der Palästinenser Abu Daoud, der Organisator des Attentats, überlebte 1981 im Warschauer Hotel „Viktoria“ nur knapp einen Anschlag. Ob er vom israelischen Mossad ausging oder vom Palästinenser Abu Nidal, der seit 1974 mit der Stasi zusammenarbeitete, ist ungeklärt. Die Abu-Nidal-Organisation war eine PLO-Abspaltung. Nidal mordete sich jahrzehntelang fast bis an sein Lebensende 2002 in Bagdad quer durch Europa und den Nahen Osten, wobei Jüdische Gemeinden, jüdische Restaurants und Organisationen ebenso zu seinen Attentatszielen gehörten wie arabische Diplomaten und konkurrierende Vertreter der PLO. Dass die SED-Nachfolgepartei DIE LINKE heute einen so strammen antiisraelischen und propalästinensischen Kurs vertritt, kann niemanden überraschen, versammelt sie doch neben ostdeutschen Israelhassern ihr westdeutsches Pendant aus der Neuen Linken sowie inzwischen auch türkisch-, kurdisch- und arabischstämmige Antiimperialisten, die den Staat Israel für einen „rostigen Dolch“ im „Fleisch“ des Nahen Ostens halten.
Gewiss, der Oslo-Friedensprozess scheiterte nicht allein an Arafat, der es im Jahr 2000 ausschlug, einen arabisch-palästinensischen Staat neben Israel zu gründen – eine Möglichkeit, die seit 1937 wiederholt bestand – und statt dessen parallel zu Hamas und Islamischem Dschihad eine noch mörderischere zweite Intifada zu starten. Doch beendet und beerdigt hat die PLO diesen Prozess spätestens mit der erneuten Ablehnung einer solchen Staatsgründung durch Arafats Nachfolger Mahmud Abbas im Jahr 2008. Abbas hält sich inzwischen nur noch mithilfe der Israelis. Arafat und Abbas erfüllten indes nur, was die PLO-Charta vorsah: Es ging immer nur um die Beseitigung Israels und eine palästinensische Staatsgründung ausschließlich an dessen Stelle, nicht an seiner Seite, schon gar nicht friedlich. Arafat hatte zwei Möglichkeiten: Entweder er verfolgt weiter mit Israel und dem Westen den Friedensprozess und enttäuscht die Erwartungen der arabischen Palästinenser auf ein Ende Israels, die er jahrzehntelang geschürt und genährt hatte, oder er enttäuscht Israel und den Westen, um im Wettbewerb mit der Hamas weiter gewaltsam gegen Israel zu kämpfen. Er hat sich für letzteres entschieden. Die PLO-Agenda hat sich zwar in gewisser Weise in Gestalt der Israelboykott-Kampagne BDS pazifiziert und an die Stelle von weltweiten Flugzeugentführungen und Terroranschlägen sind Lawfare und antiisraelische Medienberichterstattung getreten, die über diverse internationale Organisationen und die internationale Rechtsprechung politisiertes Völker- und Menschenrecht als Waffe gegen Israel gebrauchen und – wie die einstigen PLO-Terroristen – dafür das in Wahrheit selbst verursachte „Leid der Palästinenser“ in Anschlag bringen, aber faktisch hat die Hamas die PLO auch im Westjordanland längst ersetzt. Über die Hälfte der befragten Palästinenser dort und im Gaza-Streifen finden das Hamas-Massaker vom 7. Oktober 2023 gerechtfertigt und gut. Und sie tun dies in der festen Überzeugung, dass ihnen – und nur ihnen (!) – allein schon durch die Staatsgründung Israels und die Kriegsniederlage der arabischen Staaten 1949 geradezu unvorstellbares Unrecht zugefügt worden wäre. Aber ist das tatsächlich so?
Schon seit der Abstimmung für den UN-Teilungsplan am 29. November 1947 begannen arabische Palästinenser ihre Frauen und Kinder vor den Unruhen in benachbarte Regionen in Sicherheit zu bringen. Vor allem als nach der israelischen Unabhängigkeitserklärung am 14. Mai 1948 die Armeen der arabischen Anrainerstaaten ins Land eindrangen, um den neu gegründeten jüdischen Staat militärisch zu vernichten. Im Zuge der Kampfhandlungen flohen weitere arabische Palästinenser in der Annahme, schon bald zurückkehren zu können. An einen Sieg der Israelis hat damals niemand geglaubt. Nur die wenigsten Palästinenser wurden tatsächlich vertrieben. Wie anders ist es zu erklären, dass heute zwei Millionen Nichtjuden, arabische Muslime und Christen sowie Drusen in Israel leben. Schreckliche Kriegsverbrechen wurden von beiden Seiten begangen. Die allermeisten arabischen Palästinenser flohen übrigens in den Gaza-Streifen und ins Westjordanland, also keineswegs ins arabische Ausland, sind demnach keine Flüchtlinge im eigentlichen Sinn, vergleichbar den Deutschen, die zwischen 1945 und 1961 aus der sowjetischen Besatzungszone und der DDR nach Westdeutschland übergesiedelt waren und – allerdings eher entfernt – denjenigen Deutschen, die ab Januar 1945 vor der Roten Armee aus dem Sudetenland, aus West- und Ostpreußen ins damalige deutsche Reichsgebiet geflohen waren. In den Armeen der arabischen Anrainerstaaten ließ man die Palästinenser meist nicht mitkämpfen und eigene Kampfeinheiten wurden ihnen verwehrt. Das hatte nicht zuletzt etwas mit dem Großmufti al-Husseini zu tun, den die arabischen Staatsoberhäupter als troublemaker fürchteten, der die innere Ordnung ihrer Länder gefährden würde, und sie wünschten auch keinen Palästinenserstaat in ihrer Nachbarschaft unter seiner Führung. 1920, 1921, 1929 und von 1936 bis 1939 hatte der Mufti immer wieder blutige Kämpfe, antijüdische Pogrome und Aufstände angezettelt, Konkurrenten ermorden oder kaltstellen lassen, von den arabischen Palästinensern Gelder für den „Widerstands- und Freiheitskampf“ gegen Briten und Juden erpresst, sie ggf. wegen Kollaboration abgestraft, Kleiderordnungen erzwungen – Stichwort Palästinensertuch – und versucht, die einheimischen Honoratioren gleichzuschalten. Das, was Arafat und die PLO sowie später die Hamas praktizierten, entsprach also einem altbekannten Muster, das bereits der Mufti geprägt hatte. Viele PLO- und Hamas-Funktionäre waren und sind Millionäre und Milliardäre! Die „Nakba“, von der heute – und erst seit Arafat – so furchtbar viel Aufhebens unter dem Stichwort „Vertreibung“, gar „ethnische Säuberung“ gemacht wird, war 1948/49 schlicht die militärische Niederlage der arabischen Armeen und das Zerschellen aller Rückkehrpläne ins heutige israelische Kernland. Das ist bitter, keine Frage, aber ein Schicksal, das die arabischen Palästinenser mit Abermillionen Menschen teilen. Wer Kriege beginnt, kann sie verlieren und mit ihnen Hab und Gut. Wer fast einhundert Jahre lang immer wieder aufs falsche Pferd setzt – Muslimbrüder, Nationalsozialisten, Faschisten, arabische Nationalisten und Sozialisten, Kommunisten und schließlich erneut Islamisten, je nachdem, wer gerade im Trend liegt und an Macht zu gewinnen scheint, hat dann leider auch die Folgen zu tragen, wenn das jeweilige Pferd das jeweilige Rennen verliert. Es stimmt, dass die arabischen Staaten die zu ihnen geflüchteten Palästinenser nicht integrierten und ihnen keine Staatsbürgerschaften verliehen, um sie als Flüchtlinge immer wieder gegen Israel instrumentalisieren zu können. Das ist dank der Abraham-Abkommen inzwischen vorbei.
Es hat die arabischen Palästinenser allerdings auch niemand außer sie selbst jemals daran gehindert, ihre unentwegten Niederlagen und die Realitäten zu akzeptieren, mit Israel zu kooperieren, aus dem Gaza-Streifen eine Art mediterranes Singapur zu erschaffen und das Westjordanland in eine Art kulturhistorisches Tourismus-, Erholungs- und Bildungsunternehmen mit Wellness- und Spezialkliniken, mit Universitäten und Forschungseinrichtungen für Juden, Christen, Muslime und sämtliche Vertreter aller Religionen aus der ganzen Welt zu verwandeln. Je länger man sich immer aufs Neue Illusionen macht, desto härter fällt der Aufprall auf dem viel zitierten „Boden der Tatsachen“ aus. Die Palästinenser sind keine Opfer und sie brauchen sicher auch keine Finanzspritzen, die sie daran hindern, endlich aus ihrem selbstgeschaffenen barbarischen Gedanken- und Gefühlsgefängnis aus Judenhass, Terror, Gewalt, Selbstmitleid und Kollektivnarzissmus auszusteigen. Auf individueller Ebene ist das einer Reihe von ihnen längst gelungen. Diejenigen westlichen Wissenschaftler, Journalisten, NGOs und Politiker, die ihnen weiterhin einreden, sie seien Opfer großen Unrechts, schlimmster Menschen- und Völkerrechtsverletzungen geworden, meinen es nicht gut mit ihnen, sondern arbeiten in Wahrheit und uneingestanden lediglich ihr eigenes, hochproblematisches Verhältnis gegenüber Juden ab.