Eine Menge, aber einiges auch nicht. Satiren liegt ein treffsicheres, also nicht taktisch oder strategisch eingesetztes moralisches Gespür zugrunde. Dieser Richtschnur folgend wird größer oder kleiner gemacht, bloßgestellt und bestraft, der Lächerlichkeit preisgegeben, mit manchmal grobem, manchmal zarterem Humor, oft auf den Kopf gestellt und immer verzerrt: die Kirche als Hure Babylon, der Ritter auf einer Mähre im Kampf gegen eine neue, unverstandene Welt oder der einfältige Simplicius als scharfsinniger Sezierer aller Milieus, durch die er sich mit beträchtlichem Bildungsprunk bewegt. Näher sind uns Jean Pauls Armenanwalt Siebenkäs, Heinrich Heines feinsinniges Gespött, Jaroslav Haseks unvergleichlicher Schwejk, Tucholskys amüsierte Feststellung ausufernden Verübelns oder – nach der Shoah – die Everblacks Georg Kreislers. Von Clowns und Komikern wie Charlie Chaplin oder den vielen Frauen, die von Claire Waldoff bis Carolin Kebekus im Fach meisterhaft unterwegs sind, mag ich gar nicht erst zu reden anfangen. Die kunst- und kulturgeschichtliche Latte liegt hoch. Aber das ist nicht entscheidend. Denn eine Satire entsteht in der Konfrontation mit einer sich unausgesetzt wandelnden Welt, die der Autor oder die Autorin angemessen erfasst haben muss. Andernfalls missglückt die Satire. Schlimmstenfalls kann sie noch nicht einmal mehr als eine solche gelten. Das passierte kürzlich der “taz”, genauer es passiert ihr mit jener “Habibitus”-Glosse fortwährend und der Grund dafür ist denkbar einfach: Die Texte sind weder ironisch, bizaar, grotesk, sarkastisch noch über- oder untertreibend, sondern der unvermittelte, stilistisch gänzlich ungebrochene Ausdruck von Geringschätzung, Verachtung, Abscheu, Groll, Hass – einer Not jedenfalls, die mit der Welt drum herum nicht viel zu tun zu haben scheint. Das müssen gar nicht die Gefühle der Autorin, das kann auch Unvermögen, mangelnde Fingerfertigkeit, leeres Posieren sein, so, wie wenn wer sich mit einem Musikinstrument staffiert, das er nie zu spielen gelernt hat.