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Furchtbare Akademiker

Hans Globke, der Kommentator der Nürnberger Gesetze, die Juden gerichtsfest aus dem deutschen Volk herausdefinierten, nachdem ihr Ausschluss aus Forschungseinrichtungen, Hochschulen und Universitäten, aus dem beruflichen und gesellschaftlichen Leben längst vollzogen war, ist bekanntlich nicht der einzige schwer NS-belastete Jurist gewesen, der nach 1945 erneut eine steile Karriere – in Globkes Fall von 1953 bis 1963 als Leiter des Bundeskanzleramts unter Konrad Adenauer – gemacht hat. Erich Schwinge war Militärstrafrechtler, verurteilte selbst noch in den allerletzten Monaten und Wochen der NS-Diktatur junge Deutsche zum Tode, deren Vergehen (u. a. Diebstahl) mit Haftstrafen hätten abgegolten werden können, und wurde in der Bundesrepublik zum namhaften, weithin geschätzten Juraprofessor, Autor juristischer Standardwerke, zeitweise Dekan der Fakultät und Universitätsrektor an der Universität Marburg, Gutachter zugunsten des NS-Richters in der Filbinger-Affäre, bevor er nach einem erfolgreichen Berufsleben und vermutlich recht angenehmen Alltag hochbetagt in Ruhe und Frieden 1994 starb (vgl. https://www.achgut.com/artikel/eric_schwinge_vom_ns_hinrichter_zum_rechts_professor; https://de.wikipedia.org/wiki/Erich_Schwinge).

Es gab ähnliche Karrieren in allen universitären Fachbereichen in der Bundesrepublik und in der DDR, von der Literaturwissenschaft – „Hans Schwerte“ https://de.wikipedia.org/wiki/Hans_Ernst_Schneider und Elisabeth Frenzel https://de.wikipedia.org/wiki/Elisabeth_Frenzel

und der Theologie – Walter Grundmann https://de.wikipedia.org/wiki/Walter_Grundmann

– über die Medizin – die in die Euthanasie-Morde verstrickten Ärzte Jussuf Ibrahim https://de.wikipedia.org/wiki/Jussuf_Ibrahim und Rosemarie Albrecht https://de.wikipedia.org/wiki/Rosemarie_Albrecht – bis hin zu den naturwissenschaftlich-technischen Fächern https://taz.de/NS-Belastung-an-Hochschulen/!5746889/, um nur wenige Beispiele zu nennen, die bei weitem keine Einzelfälle gewesen sind.

Deshalb überrascht das Statement von ein paar hundert Berliner Universitätsdozenten zugunsten der antiisraelischen Studenten auf dem Campus der Freien Universität gegen die durch die Universitätsleitung in die Wege geleitete polizeiliche Räumung nicht (https://www.berliner-zeitung.de/kultur-vergnuegen/palaestina-protest-in-berlin-lehrende-wenden-sich-gegen-fu-praesident-guenter-ziegler-li.2213309). So wenig wie die Fürsprache des Direktors einer Max-Planck-Wissenschaftseinrichtung zugunsten der Unterzeichner des Offenen Briefs (https://www.sylke-kirschnick.de/2024/05/10/antisemitismus-auf-dem-campus-natuerlich-nicht/). Dass Naika Foroutan nochmal extra das Scheinwerferlicht suchte, ist gleichfalls charakteristisch. Der Öffentlichkeit vertickt sie ja gern, dass sie im Fall einer NS-Machtübernahme in den Iran fliehen würde. Weiß sie nicht, dass der Vater des letzten Schahs wegen seiner nazifreundlichen Gesinnung von den westlichen Alliierten zur Demission gezwungen wurde und nicht wenige Iraner sehr stolz auf ihre arische Abstammung sind?

Sei‘s drum, die Parallelen schneiden sich und in Sachen Judenfeindschaft ist Linksaußen seit Dieter Kunzelmann das Rechtsaußen vor der NS-Machtergreifung.

Tröstlich ist die jüngste Stellungnahme des Lehrpersonal der Freien Universität Berlin: https://www.fu-berlin.de/sites/stellungnahme-gegen-antisemitismus-intoleranz/index.html.