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Das Elend der Israel-Berichterstattung im Deutschlandfunk

Am 8. April 2024 diskutierten, moderiert von theo Geers, in der Sendung „Kontrovers“ im Deutschlandfunk Volker Beck, Grüner und Vorsitzender der 1966 in Bonn gegründeten Deutsch-Israelischen Gesellschaft (https://de.wikipedia.org/wiki/Deutsch-Israelische_Gesellschaft), Benjamin Hammer, ehemaliger Deutschlandfunk-Korrespondent für Israel, und Nazih Musharbash, SPD-Mitglied und Präsident der 1986 in Köln gegründeten Deutsch-Palästinensischen Gesellschaft (https://de.wikipedia.org/wiki/Deutsch-Pal%C3%A4stinensische_Gesellschaft) über den aktuellen Gaza-Krieg. Beck ergriff und behielt wiederholt ungefragt das Wort und präsentierte im Deutschlandfunk bis dahin selten vernommene Fakten zum israelisch-palästinensischen Konflikt. Obschon unhöflich gegenüber den anderen Gästen, machte Becks Verhalten das Zuhören erst erträglich. Gegenüber Hammer erhob Beck den – aus meiner Sicht stichhaltigen – Vorwurf, seine Berichterstattung und seine Kommentare zu Israel hätten immer eine deutlich ideologische Schlagseite hin zur Palästinasolidarität. Anschließend bedankte ich mich per Mail beim Moderator für die gelungene Sendung, in der zur Sprache kam, was im Deutschlandfunk sonst ausgelassen wird, ob nun unbewusst oder absichtlich, sei dahingestellt. Meist sieht Israel dabei schlecht aus, die arabischen Palästinenser erscheinen dagegen als schwerst unterdrückte, diskriminierte und deshalb schuldlose Opfer. Vermutlich war es diese Praxis der Israelberichterstattung des Deutschlandfunks, die Beck dazu veranlasste, seine guten Manieren zu vergessen.

Knapp sechs Wochen später, am 22. Mai 2024, strahlte der Deutschlandfunk in seiner Reihe „Zur Diskussion“ den Mitschnitt einer Podiumsrunde aus. Das Thema war erneut Israel und Palästina. Neben Hammer und Musharbash diskutierten dieses Mal der Erfurter Kommunikationswissenschaftler Kai Hafez, der Mitglied des Expertenkreises Muslimfeindlichkeit gewesen ist, dessen Bericht Nancy Faesers Innenministerium nach einer juristischen Intervention des Journalisten Henryk M. Broder einstampfen lassen musste, und Deborah Schnabel, der Direktorin der Bildungsstätte Anne Frank, die schon eingangs von antimuslimischem Rassismus sprach. Da konnte dann überhaupt nichts mehr schieflaufen. Man erging sich in blumigem Austausch über Gefühle und Gedanken, die um das Schattendasein der Palästinenser in den bundesdeutschen Medien, um ihre Marginalisierung – wie die der Muslime überhaupt – im Alltag der deutschen Gesellschaft, um die Dethematisierung der Zweistaatenlösung in der deutschen Politik, um den gezielten Ausschluss palästinensischer Perspektiven seit dem 7. Oktober 2023 etc. kreisten. Es war die gespenstische Inszenierung einer Parallelwelt, die mit der Realität nicht das Geringste zu tun hat.

Bis vor nicht allzu langer Zeit war Abdallah Frangi, zuletzt persönlicher Berater von Mahmud Abbas (https://de.wikipedia.org/wiki/Abdallah_Frangi), häufiger Interviewpartner in den Hauptnachrichtensendungen des Deutschlandfunks. Die Israelkorrespondenten des Senders haben eine ausgesprochene Vorliebe für arabische Palästinenser, deren Situation und Sichtweise in ihren Berichten regelmäßig breiten Raum einnimmt, wobei ihre offenkundigen Falschbeschuldigungen gegen Israel und ihre Geschichtsklitterungen durch die deutschen Journalisten natürlich nie korrigiert werden, sondern in der Regel unkommentiert stehenbleiben. Gefühlt jede öffentliche Äußerung Angela Merkels zu Israel forderte – wie die EU – die Umsetzung einer Zweistaatenlösung, wobei kein Journalist im Deutschlandfunk jemals auch nur erwähnte, dass es seit Jahrzehnten die arabischen Palästinenser waren und sind, die jedes und noch das generöseste Angebot Israels ablehnen, zuletzt das von Ehud Olmert an Mahmud Abbas 2008, um gleich darauf Israel erneut zu beschuldigen, einer Zweistaatenlösung im Weg zu stehen. Der Grund dafür ist einfach: Mit einer Zweistaatenlösung würden die arabischen Palästinenser die Existenz Israels rechtskräftig (!) anerkennen, was die Fatah und die gesamte PLO bis heute allen anderslautenden Behauptungen zum Trotz nicht getan haben. Über die Hamas kursieren noch nicht einmal solche Gerüchte, weshalb sie sowohl unter den Palästinensern in Gaza und im Westjordanland als auch weltweit favorisiert wird. Eine von arabischen Palästinensern durchgeführte Umfrage in Gaza und im Westjordanland ergab eine 80-prozentige Zustimmung zum Pogrom der Hamas an der israelischen Zivilbevölkerung vom 7. Oktober. Auch darüber verlieren die Journalisten vom Deutschlandfunk nie auch nur ein Wort.

Arabische Palästinenser und Muslime – genauer gesagt: die Islamisten unter ihnen – wurden bereits zwei Wochen nach dem Pogrom ausführlich interviewt und der Grundtenor ihrer Aussagen betraf ihre Empathie mit den Gazanern, noch bevor die israelische Bodenoffensive überhaupt begonnen hatte. Als sie das dann tat, stand im Deutschlandfunk die palästinensische Zivilbevölkerung im Zentrum der Berichterstattung, ohne dass irgendwer in den Redaktionen sich die Mühe gemacht hätte zu erklären, wie man sie glasklar von der Hamas unterscheiden könne. Seither wiederholen die Moderatoren in den Hauptnachrichtensendungen die immergleichen falschen Opferzahlen der Hamas einschließlich der Falschbehauptung, es handele sich vor allem um Frauen und Kinder. Selbstredend wird verschwiegen, dass die Hamas seit Jahrzehnten Sommercamps unterhält, in der sie Schulkinder im militärischen Kampf unterweist. Wenn ein Vierzehnjähriger im Kampf gegen die israelischen Streitkräfte sein Leben verliert, wird er der Weltöffentlichkeit von der Hamas offiziell als getötetes Kind und natürlich als Zivilist präsentiert. Dass die Opferzahlen aus Gaza nicht stimmen, hat inzwischen, wenn auch leise und wirr, selbst die UNO eingeräumt (https://www.mena-watch.com/gaza-opfer-auch-neue-uno-statistik-stimmt-nicht/). Dem Deutschlandfunk war das natürlich keine Meldung wert.

Warum Nazieh Musharbash, der aus Jordanien stammt, das Dreiviertel des Territoriums des historischen Palästinas einnimmt, als deutscher Staatsbürger nicht endlich die Kooperation und die Verstrickung der palästinensischen Nationalbewegung mit bzw. in den Nationalsozialismus und die Beteiligung Haj Amin al-Husseinis an der Shoah thematisiert und warum ihn kein deutscher Journalist danach fragt, ist unklar. Wieso fragt ihn niemand, worin die eigenständige Kultur, Sprache und Geschichte des „palästinensischen Volks“ bestehen soll, das er unausgesetzt beschwört? Wären die arabischen Palästinenser ein eigenständiges „Volk“ und eine eigenständige „Nation“, die sich von den Arabern in Jordanien, in Syrien oder im Libanon unterscheiden ließ, müsste angegeben werden können, was sie gemeinsam haben und was sie dabei zugleich von den anderen trennt.

Der Grund, weshalb die Nationenbildung in der Levante und auf der arabischen Halbinsel so schwer bis unmöglich ist, liegt in der Tatsache begründet, dass es sich bis heute um Stammes- und Clangesellschaften handelt. Deshalb haben sich in der arabisch-islamischen Welt bislang die autoritär-patriarchalen Monarchien und Emirate am stabilsten erwiesen. Sämtliche Republikgründungen mündeten – mit Ausnahme des christlichen Libanon zwischen 1943 und 1975 – in Militärdiktaturen und failed states. Eine Zweistaatenlösung ist inzwischen nicht allein wegen des 7. Oktobers vom Tisch. Es gäbe – und gab auch in der Vergangenheit – überhaupt kein Personal für eine arabisch-palästinensische Staatsgründung, das nicht in Terrorismus, Korruption, militante und blutige Machtkämpfe verstrickt wäre. Um die arabisch-palästinensische Zivilbevölkerung scheren sich ihre Führer gewöhnlich einen Dreck. Diese Tatsache und der tief verwurzelte Judenhass sind eine traurige Tradition der arabischen Palästinenser seit den Tagen al-Husseinis und seines Adlatus Jassir Arafat.

Natürlich gibt es überaus kluge, aufgeklärte und fähige arabische Palästinenser, die weder Antisemiten noch korrupt oder islamistisch sind. Wie nicht! Doch handelt es sich dabei meist um arabische Israelis. Ahmad Mansour, einer von ihnen, kann noch nicht einmal in Deutschland ohne Polizeischutz leben, weil Islamisten ihm selbst hier nach dem Leben trachten! Die Journalisten Khaled Abu Toameh (u. a. https://www.mena-watch.com/der-palaestinensische-polizeistaat/),

und Bassam Tawil (u. a. https://www.mena-watch.com/wahre-bedeutung-einer-israelfeindlichen-parole/ ) sind weitere, über die Grenzen Israels und des Nahen Ostens hinaus bekannte Stimmen, die auch über arabische Palästinenser berichten, die vielleicht das Zeug dazu hätten, sich ein Gemeinwesen auch nur vorzustellen, das weder von Judenhass noch von Islamismus, Korruption und antiwestlichen Ressentiments geprägt wäre und zusammengehalten würde. Gesetzt den unwahrscheinlichen Fall, sie würden aus einer freien, geheimen und gleichen Wahl als Sieger hervorgehen, wie lange blieben sie wohl am Leben?!

Interessanterweise, wenn auch nicht überraschend, hört man die Toamehs oder Tawils nie in den Berichten der Israelkorrespondenten des Deutschlandfunks. Wenn es also arabische Stimmen gibt, die im öffentlich-rechtlichen Medienbetrieb der Bundesrepublik Deutschland nicht vorkommen, dann sind es diese! Leute wie Benjamin Hammer suchen ganz gezielt nur nach israelkritischen Israelis, meist aus NGOs vom äußersten linken Rand der israelischen Gesellschaft, und natürlich arabischen Palästinensern aus dem Gazastreifen (vor dem Krieg) und dem Westjordanland, die sich über die „Besatzung“, gewalttätige jüdische Siedler und die Israelis beschweren, die ihnen angeblich das Wasser vorenthalten, wenn sie es nicht gleich vergiftet haben sollen. Das ist das völlig verzerrte und sinistre Israel-Bild, dass die Deutschlandfunk-Korrespondenten seit Jahren entwerfen. Für die meisten Israelis spielte der Israel-Palästina-Konflikt, wenn es nicht gerade Terroranschläge, Messerattacken oder einen der vielen von der Hamas vom Zaun gebrochenen Gaza-Kriege gab, vor dem Pogrom am 7. Oktober im Alltag keine herausragende Rolle. Es ist die Obsession der Deutschlandfunk-Korrespondenten, die ihn seit Jahrzehnten ins Zentrum ihrer Berichterstattung über Israel rückt, so, als ob es nie ein israelisches Leben jenseits dieses Konflikts gegeben hätte. Und in der Kulturredaktion, die ja auch über archäologische Forschungsergebnisse zur Kulturgeschichte der Juden in der Region berichten könnte, spricht man am allerliebsten mit Moshe Zimmermann oder Meron Mendel über das „rechte“ Israel und die Diskriminierung von Palästinensern.

Der 7. Oktober hat alles verändert. Aber hört man im Deutschlandfunk etwas über das Leid der Israelis, die aus dem Süden und aus dem Norden ihres Landes fliehen und bis heute in Hotels unterkommen mussten, weil ihre Häuser gebrandschatzt wurden oder von der Hisbollah mit Raketen beschossen werden? Hört man etwas über die von der Hamas am 7. Oktober vergewaltigten Frauen, darüber, wie es ihnen heute geht, wer sich wie um sie kümmert und wie sie mit diesem furchtbaren Gewaltakt umgehen, den sie erlitten haben? Und wie geht es den geretteten Kindern, die am 7. Oktober ihre Eltern verloren haben? Und wie den aus dem Gaza-Streifen befreiten Geiseln? Und was ist von den Israelis über die Terrortunnel der Hamas zu erfahren, was über die Hamas in den UNRWA -Schulen, in Kindergärten, in Moscheen, Krankenhäusern etc? Kurzum, es gäbe eine Menge Wissenswertes zu berichten, aber im Zentrum der Berichterstattung des Deutschlandfunks steht wieder und wieder das plastisch beschworene „Leid der Palästinenser“, obwohl das meiste aus zweiter Hand vermittelt ist. Man wüsste gern etwas über die Überfälle und Plünderungen der Hilfstransporte mit Nahrungsmitteln, Wasser und Medikamenten für die Zivilbevölkerung in Gaza durch die Hamas, die das Ganze dann an sie zu Schwarzmarktpreisen verkauft. Man wüsste gern etwas über die UNRWA-Lehrer, die im Dienst der Hamas das Gift der Judenfeindschaft in die kleinen Herzen und Hirne der palästinensischen Kinder geträufelt haben. Und so weiter und so fort.

Es ist nicht so, dass es in den letzten Jahrzehnten keinen Fortschritt gegeben hätte. In der DDR wäre Israel in den Medien des fortgesetzten Genozids am palästinensischen Volk bezichtigt worden, ungeachtet der Ungereimtheit, dass eine Bevölkerung, an der unausgesetzt ein Völkermord verübt wird, sich dabei nicht zugleich verfünf-, in Gaza sogar verzehnfachen kann. Auch wären Zionisten als Faschisten, Rassisten, Imperialisten und Kolonialisten bezeichnet worden. All das hört man von Journalisten des Deutschlandfunks nicht. Den hochaktuellen Genozid-Vorwurf überlässt man im Deutschlandfunk interviewten, perfektes Deutsch sprechenden jungen Professorinnen ägyptischer Herkunft, den Rassismus-Vorwurf Diskutanten wie Kai Hafez, der ihn – wie gesagt, es gibt kleine Fortschritte, nur gegen einige israelische Regierungsmitglieder erhebt, aber man hätte trotzdem gerne gewusst, wie es mit dem Rassismus in den arabischen Gesellschaften aussieht, gegenüber Juden wie gegenüber Nichtjuden –, den Kolonialismus- und Expansions-Vorwurf, der sich auf die „Besatzung“ des Westjordanlands und die Abriegelung des Gaza-Streifens durch Israel – nicht etwa auch durch Ägypten – verdünnt hat, lässt man Musharbash aussprechen, natürlich, ohne dazuzusagen, dass das Westjordanland für Israelis und nicht wenige Juristen „umstrittene Gebiete“ und eben nicht völkerrechtswidrig besetzte Territorien sind, die rechtlich einwandfrei den arabischen Palästinensern „gehören“ würden, und ohne zu erwähnen, dass der Gaza-Streifen mit seinen nach Israel und Ägypten reichenden Terrortunneln deshalb weitgehend, aber nicht vollständig abgeriegelt wurde, um die Zufuhr  unter anderem von Zement für die Terrorinfrastruktur der Hamas zu verhindern.

Man lässt sich Musharbash darüber empören, dass ein privater Zeitungsverlag wie die Springer-Gruppe („Bild“, „Welt“) ihren Journalisten abverlangt, sich zur Unterstützung des jüdischen Volks und zum Existenzrecht Israels zu bekennen, ohne ihn daran zu erinnern, dass das erstens ein Ausdruck von Pluralität innerhalb einer breit gefächerten Medienlandschaft ist, die alles andere als proisraelisch ist, und ohne sich und ihn zweitens danach zu fragen, warum er sich eigentlich so sehr daran stört. Dass Deutschland einseitig proisraelisch wäre, wie Musharbash  und Hafez behaupteten, ist angesichts des Abstimmungsverhaltens Deutschlands in der UNO, des Auftretens der deutschen Außenministerin Annalena Baerbock und der Entwicklungshilfeministerin Svenja Schulze, beide in Spendierhosen mit prall gefüllten Taschen für die UNRWA und die Abbas-Behörde unterwegs, des Auftretens des Chefs der Münchner Sicherheitskonferenz, Christoph Heusgen, etc.pp, reichlich abenteuerlich. Hafez entblödete sich nicht, ausgerechnet den notorisch israelfeindlichen britischen „Guardian“ als leuchtendes Vorbild für Ausgewogenheit zu preisen. (Für wie bescheuert hält er den „Endkonsumenten“ eigentlich?) Wie gesagt, es war schon einmal noch viel schlimmer.

Aber dass man Leute auf ein Podium setzt, die den Unterschied zwischen einer liberalen Demokratie, in der man von Links- über die Mitte bis Rechtsaußen alle Positionen finden kann, und einer arabischen Stammes- und Clangesellschaft, die als Anführer immer nur Terroristen kannte und die heute mental noch immer dort steht, wo sie vor 100 Jahren gestanden hat, nicht begriffen haben, obwohl sie seit Jahrzehnten in Deutschland leben, spricht für sich. Nazieh Musharbash hätte alle Zeit und alle Möglichkeit der Welt – erst recht als gebürtiger Jordanier -, mit der Selbstidealisierung, dem Selbstbetrug und den PLO-Propagandalügen aufzuhören, um den arabisch-palästinensischen Kindern ein Aufwachsen in Würde zu ermöglichen!

Es sind, alles in allem, immer noch die deutschen Journalisten beim Deutschlandfunk, die das Elend der Berichterstattung über den israelisch-palästinensischen Konflikt zu verantworten haben. Bei ihren Obsessionen geht es weder um Israelis noch um Palästinenser. Und das ist besonders schäbig.