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Geraldine Rauch im pubertären Kampfmodus

Das Amt eines Universitätspräsidenten ist kein Ausbildungsplatz. Mit der Wendung vom Hineinwachsen in hohe Ämter war nie gemeint, dass man in einem solchen Amt schwerwiegende Fehler begehen und dann korrigieren könne, sondern, dass man von Anfang an amtsangemessenes persönliches Handeln lernt. Vor allem kann man während der Amtszeit öffentlich nicht als Privatperson tun, was sich als Amtsperson verbietet.

Dass Geraldine Rauch dem Amt einer Universitätspräsidentin nicht gewachsen ist, hat sie schon unter Beweis gestellt, bevor sie öffentlich Antisemiten beklatschte. Weil sie es als Spielwiese ihrer persönlichen politischen Ansichten und Glaubensgrundsätze betrachtet und missbraucht und dabei Andersdenkende diffamiert. Ob es nun unangebrachte Bemerkungen über einen Zusammenschluss von Wissenschaftlern wie dem „Netzwerk Wissenschaftsfreiheit“ mit noch dazu persönlichem Bezug auf eine Professorin der eigenen Universität ist, oder das Liken antisemitischer Tweets, ist fast schon unerheblich, wobei letzteres weder als lässliche Sünde durchgehen kann noch erlaubt, im Amt zu bleiben.

Bei so hohen Ämtern gibt es keine zweite Chance. Entweder wird man dem Amt mit seiner Persönlichkeit gerecht oder nicht. Geraldine Rauch ist das wiederholt missglückt. Das ist keine Frage des Alters und auch keine des Geschlechts, sondern der persönlichen Reife.

Dass darüber sowohl der akademische Senat als auch das Kuratorium der Universität so uneins sind, dass keine Zweidrittelmehrheiten für eine Abwahl zustandekommen, zeigt dass die internen Gremien nicht mehr funktionieren https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/schwer-belasteter-neuanfang-kuratorium-stuetzt-tu-praesidentin-rauch-19779042.html. Der Senat hat Geraldine Rauch die noble Chance eingeräumt, wenigstens jetzt den längst überfälligen Schritt von sich aus zu gehen. Anstatt dies zu tun, wechselte die Dame in einen pubertären Kampfmodus und besteht darauf, dass ihr das Inakzeptable solcher Likes als Amtsperson erst noch gerichtsfest nachgewiesen werden müsse. Und als wäre diese Dreistigkeit nicht schon das i-Tüpfelchen, behandelt sie das aktuelle Kuratorium der TU wie eine Azubi, die nochmal von vorne anfangen und ihren Fehler ruhig „wiedergutmachen“ könne. Wir sind ja hier nicht so …

Fühlte man sich durch das Auftreten Rauchs am Beginn der Sitzung des akademischen Senats letzten Mittwoch schon verschaukelt https://www.juedische-allgemeine.de/meinung/kein-koscher-stempel-fuer-geraldine-rauch/, von Rauchs Weigerung zurückzutreten brüskiert, so reagiert man jetzt nur noch entgeistert darauf, dass nach Geraldine Rauch selbst nun auch noch das Kuratorium der Universität das Amt des Universitätspräsidenten beschädigt hat. Und mit ihm die ganze Universität.