Diese weiße Bemalung heißt im Bürokratendeutsch “Blindenleitsystem”. Man findet sie an modernen großstädtischen Gehwegrändern, Straßenbahn- und Bushaltestellen, auf S- und U-Bahnhöfen und natürlich auch auf Fernbahnhöfen. Für stark sehbeeinträchtigte Menschen ist die weiße Farbe ein hilfreicher Kontrast auf dem Boden. Durch ihn können sie den nahenden Anfang der Fahrbahn, der Gleise, Schienen oder auch Treppenstufen wahrnehmen. Wer genau hinschaut, erkennt Rillen auf der weißen Bemalung. Die sind nicht für das ablaufende Regenwasser. Die sind für Blinde. Mit der kugelförmigen Spitze ihres Stocks können sie die bemalten Stellen ertasten und so all das ebenfalls erfassen. Ausgänge von Bahnhöfen und der Türbereich von Fahrzeugen werden durch weiß bemalte, geriffelte Quadrate angezeigt. Fahrer von Straßenbahnen oder Bussen halten, sobald ein an seinem Stock oder der Armbinde erkennbarer Blinder dort steht, genau an dieser Stelle. So wissen Blinde, wo sich die Tür befindet. Man kann sich öffnende Türen auch hören. Aber oft sind der Straßenverkehr und das Gedränge der Menschen zu laut für diesen kurzen Moment. Und schnellgehen muss es außerdem. Können Blinde Straßenbahngleise mit ihrem Stock nicht auch ertasten? Können sie und bleiben dann mit der tennisballgroßen Kugel an der Stockspitze oft in den Schienen hängen! An manchen Ampeln weisen parallele Querbalken am Druckknopf Blinde auf vorhandene Schienen hin, damit sie den Stock beim Überqueren der Straße leicht anheben. Sie hören am lauter werdenden Piepton der Ampelanlage, wann sie die gegenüberliegende Straßenseite erreicht haben und dort ist auf dem Boden der Beginn des Gehwegs markiert. Dazu also ist die weiße, geriffelte Straßen- und Haltestellenbemalung gut. Genial, wa?!